Susanne Lüdemann

 

Zur Funktionsweise sozialer Metaphern

 
Brüderlichkeit als politisches Modell

 

 

 

 

Die politische Verfasstheit einer Gesellschaft ist abhängig von ihren Selbstbeschreibungen. Diese Selbstbeschreibungen sind nicht rein begrifflicher Natur, sondern enthalten Präfigurationen des Kollektivs, die die Voraussetzung jeglicher Institutionalisierung bilden. Die soziale Synthesis muss den Umweg über Narrative, Metaphern und politische Bilder nehmen, die das soziale Band gleichzeitig “in Sinn” und “in Szene” setzen. So lassen sich Fakten und Fiktionen im Raum des Politischen kaum auf die geläufige Art voneinander scheiden; vielmehr wird man sagen müssen, dass Metaphern und Begriffe, Rhetoriken und Grammatiken, ja schließlich auch Semantiken und Institutionen eines Gemeinwesens ineinander greifen und sich wechselseitig modellieren. Der Vortrag untersucht die Funktionsweise sozialer Metaphern am Beispiel der “Brüderlichkeit”, die in der Französischen Revolution zum Leitmodell einer nicht mehr hierarchisch differenzierten, sich als ‚Eidgenossenschaft‘ der Freien und Gleichen selbst hervorbringenden Gesellschaft wird.

 

Der Text erscheint demnächst in: Susanne Lüdemann, Albrecht Koschorke, Thomas Frank, Ethel Matala de Mazza:
Der fiktive Staat. Konstruktionen des politischen Körpers in der Geschichte Europas, Frankfurt a. M. (Fischer) 2006.

 

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